Das Papiertheater Kollektiv Zunder brennt für libertär-emanzipatorische Politiken und macht Theater an der Schnittstelle von Geschichte, Aktionismus und Medienkunst.

Ein Fest für Hugo Sonnenschein –

Eine Revue von Papiertheater Zunder und Laut Fragen

 

Eine Revue an der Schnittstelle von Leseperformance und Puppentheater zu Ehren des mährischen Schriftstellers, Vagabunden und Revolutionärs Hugo Sonnenschein (1889–1953).

 

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Pannekoeks Katze –

Die Sache mit den Räten

1918 flammte auch in Wien die Rätebewegung auf: Selbstverwaltung, Herrschaftsfreiheit, Schluss mit der repräsentativen Politik! Anlässlich 100 Jahre österreichische Rätebewegung begibt sich das Papiertheater Kollektiv Zunder mit dem Papiertheaterstück Pannekoeks Katze auf eine Spurensuche in Wien und Umgebung.

 

Im Jahr 1918, als das Alte nicht mehr funktionierte und noch kein Neues da war, wagten Arbeiter_innen an vielen Orten Mitteleuropas, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. In Österreich bot der Jännerstreik den nötigen Zunder, bald waren Fabriken, Kasernen und mitunter ganze Stadtviertel in Räten organisiert. Dem bürgerlichen Staat sollte seine Entbehrlichkeit vor Augen geführt werden.

 

Die Rätekommunist_innen Leo Rothziegel, Berta Pölz, Hilde Wertheim und Franz Wippel sind die Protagonist_innen des Papiertheaterstücks Pannekoeks Katze – der Titel nimmt Bezug auf den gleichnamigen Theoretiker des Rätekommunismus und auf das Symboltier des Wilden Streiks, die schwarze Katze. Oder handelt es sich hierbei vielleicht doch um Schrödingers Katze?

 

Das kollektiv entwickelte Stück erzählt von der kurzen und produktiven Phase der Wiener Rätebewegung, von der Vielfältigkeit ihrer politischen Zusammensetzung, den sich auftuenden politischen Freiräumen und dem Aufflackern der Idee einer herrschaftsfreien Gesellschaft.

 

 

 

 

 

Bühnenbild, Animationen und Regie: Nicole Szolga
Grafik und Illustration: Martina Bartik
Visual effects: Juri Haumer
Stückentwicklung: Ursula Knoll, Andi Pavlic, Eva Schörkhuber
Bühne und Recherche: Peter Haumer
Wissenschaftlicher Beirat: Robert Foltin, Brigitte Rath
Produktion: Anna Leder
Musik: Lina Neuner (Kontrabass), Birgit Michlmayr (E-Gitarre)
Besonderer Gast (Vortrag): cyberrudi

Kataragama und Yala Nationalpark


Kataragama ist eine Stadt im Südosten der Insel, am Rande des Yala Nationalparks. Sie gilt als die religiöse Pilgerstätte Sri Lankas. Von allen drei großen Religionen sind Tempeln und Moscheen zu finden und täglich kommen hunderte Menschen, um an den verschiedenen Zeremonien und Gebeten teilzunehmen. 

Davon wussten wir zunächst nichts, wir hatten schlichtweg keine Ahnung, denn wir waren in Kataragama nicht wegen Kataragama, sondern wegen einer Safari im angrenzenden Yala Nationalpark. Elefanten und Leoparden, das war unser Ding.

Kithsiri, unser Fahrer und Guide für diese beiden Tage, er ist auch der Hauptchauffeur der One world Foundation bzw. der Bogenvillya, hatte uns im Hotel seines Bruders einquartiert und am Abend zu den Tempelanlagen geführt. Zunächst glaubten wir uns auf einem Jahrmarkt. Aberdutzende Stände mit Essen, Schmuck, Schnitzereien, Kleidern, T-Shirts, Tüchern und eine Unmenge an grellen und bunten Krimskrams-Dinger waren zu finden. Plastikspielzeug, Sonnenbrillen, Plüschtiere und natürlich wurden auch leuchtende Bilder verschiedenster hinduistischer Gottheiten angeboten.

Mit Kithsiri spazierten wir unbeirrt zwischen den Ständen weiter über eine Brücke, wir sahen in dem darunter fließenden Fluss Menschen baden, von rechts kam eine weiß gekleidete Pilgergruppe mit Pauken und Trompten, lachend, murmelnd und musizierenden und wir mitten drin in einem dünnen Strom an Menschen, der sich auf dem Weg zum Tempel machte. Ich muss zugeben: überblicken konnte ich den Ort nicht. Links und rechts tauchten ständige neue Tempel auf, wie jener für den Elefantengott Ganesha, oder andere Gebäude, die in der Abenddämmerung nicht klar erkennbar waren. Wir liefen jedoch unbeirrt weiter, immer dem geraden Weg entlang in Richtung einer hell erleuchteten weißen Kuppel mit einem strahlend weißen Kegel oben drauf. Der Weg dorthin war nun links und rechts mit Verkaufsständen gesäumt, bei denen man auseinander gefallltete Blüten,Räucherstäbchen und ander Dinge, die ich weder kannte noch verstand, kaufen konnte, kurz darauf tauchte rechts ein leuchtender Stand auf, der an eine Kassa vor einer Vergnügungspark-Attraktion erinnerte, mit blinkenden Lichtern um eine Buddhastatue auf der Seite und einem Mann hinter der Kasse, der irgendwas durch eine Mikrophon rief. Wahrscheinlich war es: Kommen sie, kommen sie - nur heute und nur bei uns: Erleuchtung um nur 1.000 Rupie! Kithsiri, der eben von der Kasse kam, erklärte uns, dass er eben einen Segensspruch für seine Tochter, die in Australien studiert, sprechen ließ. Gleich darauf zogen wir bei einem Blumenstand unsere Sandalen aus und gingen ein paar Stufen empor zum Heiligtum. Ein bisschen ratlos standen wir herum, legten unsere Blüte auf einem Altar ähnlichen Steintisch vor einer in einem Glaskasten stehenden Buddha-Statue, gingen einmal um die weiße Kuppel herum und machten ein paar Fotos. Am Rand saßen Menschen, die beteten, redeten, ans Geländer gelehnt saßen und schauten, manche nickten uns zu und lächelten. Was wir wiederum ebenfalls nickend und lächelnd erwiderten.  

Auf dem Rückweg gingen wir für 1000 Rupien noch drei Mal unter einem Elefanten, einem echten natürlich, hindurch da dies Glück, Gesundheit und noch ein paar Dinge die ich vergessen habe, bringen soll. Gleich anschließend zogen wir weiter bis wir schließlich bei dem Tempel landeten, bei dem laut Kithsiri bald die Abendzeremonie beginnen sollte. Nachdem Tempeldiener einen schmalen roten Teppich ausgerollt hatten, kamen drei Männer, einer trug ein Kästchen die zwei anderen ein rotes Stoffdach, ohrenbetäubender Glockenlärm begann, eine große die vor dem Tempel stand, schaukelte dumpf läutend hin und her, dutzende verschiedene Glocken wurden im Inneren hastig und heftig geschlagen, schrill und elektrisierend war die Stimmung. Was drinnen vor sich ging, entzog sich unserer Wahrnehmung, da wir wie viele andere hinter einem Absperrband dem Geschehen beiwohnten. Nach ein paar Minuten kam einer der Mönche heraus verteilte Staubpunkte auf Stirne, die ihm entgegengestreckt wurden, sowie Wasser und süßen Reis. Ich bekam dank Kithsiri alles mit und ab und drängte mich anschließend mit der Masse in den Innenraum, an dem die Glocken zwischen Säulen von den Decken hingen, hinten ein Bild von Buddha und ich schob mich mit dutzenden Menschen weiter durch den Raum, Mönche in roten Gewänder standen herum, übernahmen Obstkörbe die als Opfergabe mitgebracht wurden, wahrscheinlich standen ein paar Statuten im Raum und überhaupt waren die Wände bestimmt bunt und reichlich verziert, aber was kann man sehen in einem kleinen Raum mit zu vielen Dingen und Menschen, während man weiter geschoben wird, an einem Geländer entlang (oder was war das nochmals?) und schließlich bei einem Drehkreuz (war das wirklich ein Drehkreuz oder was war es dann?) durch und wieder hinaus befördert wird. 

Ich weiß, dass Buddha kein Gott ist und keine Religion sondern eine Philosophie oder Lehre begründet hat und er für eine gewisse Auffassung vom Leben und Verhältnis zur Welt steht. Dass er das Leben vor allem als Leid betrachtet. Was ich noch weiß, ist, dass die Menschen nach Buddha, darauf hinarbeiten sollten, den Kreislauf der Wiedergeburt zu beenden. Aber was wir gesehen haben, war eine religiöse Zeremonie, die hektisch war, lustvoll und für mich wirklich ungewöhnlich. Wahrscheinlich entsprach sie einer volkstümlichen Vorstellung von Religion, die laut, hektisch und lustvoll sein muss, damit die Menschen vom Glaubenssystem affiziert werden können. Vielleicht sind dies die beiden Formen von Religion: die geistige Anschauung, mit all ihren asketischen und mystischen Elementen und die lebendige Praxis der weltlichen Kirche, die weiß, dass der Glaube eine grelle und bunte Inszenierung benötigt, um als überirdisches Geheimnis bestehen zu können.