Colombo

Colombo ist die Hauptstadt Sri Lankas. Sie hat ungefähr 750.000 Einwohner:innen und ist damit die größte Stadt der Insel. Im Zentrum finden sich einige Wolkenkratzer, ein paar riesige Baustellen, die Regierungsgebäude, ein historisches Stadtviertel, das Fort genannt wird und gleich einem Basar aus tausenden Geschäften besteht und in den Süden verläuft die Colombo Plan Road, an der ein paar dutzende Hotel-Hochhäuser liegen. Eines davon beherbergt uns.


In Colombo kommen wir am Abend am Bahnhof aus Kandy an, fahren mit dem Tuk-Tuk ins Hotel, achten Stock mit Meerblick. So ist es auch per Mail ausgemacht. Die darauffolgenden Tage bleiben wir im sogenannten Grätzl, machen nicht viel, dies und das, lesen ein bisschen, schreiben ein bisschen, gehen ein bisschen an den Strand und spazieren ein bisschen herum. Einmal fahren wir ins Zentrum, nach drei Stunden fahren wir wieder zurück ins Grätzl.


Das Hotel liegt im 6. Bezirk, an einer zweispurigen Straße, dahinter die Bahngleise, dahinter der Strand, dahinter das Meer. Links und rechts und hinter dem Hotel, weitere Straßen, weitere Häuser. Es hat eine kleine Einfahrt für die ankommenden Gäste. Als wir mit dem Tuk-Tuk angekommen sind, begrüßt uns der Concierge in einer fleckigen Uniform und durchgelaufenen und aufgerissenen Schuhen. Wir steigen die vier Stufen hinauf und stehen in der Lobby. 


Das Hotel ist schön, zumindest muss es in den 90er Jahren schön gewesen sein. Jetzt hat es etwas kurioses. Es steht für eine bessere Zeit, als Tourist:innen in Massen über den Strand flanierten, zwischen Meer und den heute leeren und heruntergekommenen Restaurants. Diese bessere Zeit. Ein Kofferträger meint: Die Regierung ist eine Katastrophe. Als im Frühjahr auf Druck der Bevölkerung der korrupte Präsident abhauen musste, glaubte man an Besserung. 


Das Hotel hat einen großen Frühstücksraum, der auf Kühlschrankniveau herunter gekühlt wird, mit langen beige-grauen Vorhängen, wuchtigen mahagonibraunen Tischen und Stühlen. Der Saal ist so gut wie leer. Neben dem Eingang ein  mahagonibrauner Wandschrank mit einem überdimensionalen Aquarium, in dem zu viele und zu große Fische hin und her schwimmen. Das Frühstück ist durchschnittlich. Dem Hotel zuliebe spielen alle: Das-noble-Hotel-Spiel.


In Colombo ist es diesig und schwül. Die Luft ist schwer und vollgesogen mit den Abgasen von den knatternden Motoren. Die Colombo Plan entlangzugehen ist eine Dummheit, die wir zuweilen machen. Einmal um in das hippe Galerie Cafe zu gehen, das uns mehrfach empfohlen wurde. Der Eingang und die Vorhalle, mit Säulen und einem Fischbecken, sind gleichzeitig Galerie. Im offenen Gastraum eine intellektuelle und touristische Eleganz bei Kaffee und Wein. 


Colombo ist ein Weihnachtsabend im Hotelzimmer, mit Blick auf die Lichter der Stadt und den Schatten des Meeres. Am Nachmittag Geschenke an eine Familie auf der Straße verteilt, etwas Essen, etwas Geld und Milchpulver. Davor ein Espresso im Galerie Cafe und davor der Ausflug im Zentrum. Dort, wo an einem neuen Zentrum gebaut wird. An einer riesigen Shopping- Business- Apartment-Skyline, auf einer Landzunge aus Sand. Finanziert von China.